Verlust eines wichtigen Naturraumes:
Der Bau der Rheiderlandstraße (K 27)
 

Dramatisch sind die Auswirkungen des Baus des Autobahnzubringers K 27 von Vellage bis Diele. Das gesamte Gebiet, welches heute durch die Straße zerschnitten wird, war einmal eins der letzten noch verbliebenen intakten Naturräume im nördlichen Emsland - südlichen Ostfriesland. Anstatt die Trasse weiter südlich zu verlegen, näher zur Ortschaft Vellage, musste sie mitten durch die Kernbereiche der Brutgebiete seltener Wiesenvogelarten geführt werden. Bestandsaufnahmen der BSH und des NaBu (Dr.Gerdes) belegen, dass hier ca. 40 Brutpaare Uferschnepfen, 2 Brachvögel, 50 Kiebitze, 10 Rotschenkel, 30 Wiesenpieper, 5 Bekassinen und 4 Austernfischer ihr Brutareal hatten; alle in der Roten Liste als bestandsbedroht geführt.
Aber auch nordischen Durchzüglern diente der Raum als Rast- und Nahrungsbiotop der Emszugstraße. Ebenso ästen hier die überwinternden Saat- und Blässgänse sowie Zwergschwäne, die z .B. im Bereich Tunxdorfer Schleife übernachteten. Durch das vielfältige Grabenangebot kamen in diesem Gebiet viele Amphibien und Libellenarten vor, z. B. die vom Aussterben bedrohte Grüne Mosaikjungfer, die eine Bindung in der Eiablage an die Krebsschere hat.
Hinzu kam noch das Problem des Sommerdeichbruchs der Vellager Außendeichsflächen, eines Brut- und Nahrungsbiotops für Wiesenvögel im Sommer und eines Rastbiotops im Winter. Durch den Deichbruch wird das Gebiet jetzt bei jeder Flut überspült, ist mit Weiden durchwachsen und fällt damit für viele Vogelarten aus.
Ein Gebiet mit einer so großen Pflanzenvielfalt hatten wir vorher noch nicht gefunden. Insbesondere sind die Bereiche des .Wynschloots mit seinen Grabensystemen, des Stapelmoores Hammrichs und die Gräben nördlich Vellage zu nennen. Die Anzahl der Pflanzen, die hier noch vorkamen und in den Roten Listen geführt werden, ist hoch: z.B. Wasserfeder, Schwanenblume, Krebsschere, Tannenwedel, Wasserhahnenfuß, Wasser-Greiskraut, Fieberklee und flachstängeliges Laichkraut.
 
Brutbestandsentwicklung einiger ausgesuchter Wiesenvögel
 
1987
1992
1997
Austernfischer
8
6
6
Kiebitz
80
35
55
Bekassine
18
?
2
Uferschnepfe
55
25
26
Großer Brachvogel
5
3
9
Rotschenkel
20
6
7
 
Ab 1988 haben wir durch vielfältige Aktivitäten versucht das Schlimmste für diesen südlichen Teil des Naturraumes des Stapelmoorer Hammrichs abzuwenden. Zunächst erstellten wir genaueste Bestandsaufnahmen der Flora und Fauna und machten die beteiligten Behörden auf die Problematik der geplanten Trassenführung aufmerksam. Die Gründung einer Bürgerinitiative scheiterte. Interessant war, dass Landwirte und Naturschützer sehr eng gemeinsam gegen den Bau der Straße kämpften. Heute müssen wir feststellen, dass viele Arten stark zurückgegangen oder sogar ganz verschwunden sind. Die Zerstörung dieses sehr seltenen Naturraumes lässt sich nicht durch die eingeleiteten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen aufhalten, insbesondere wenn ein 30 ha großer Wiesenausgleich bis heute immer noch nicht fertiggestellt ist und das 5 Jahre nach dem Bau der Straße. Dies ist unseres Erachtens ein eklatanter Verstoß gegen das Nds. Naturschutzgesetz, welches einen sofortigen Ersatzraum fordert. Wenn man den Bau der beiden Autobahnzubringer die K 27 durch den Stapelmoorer Hammrich und die K 27/B 401 durch die Leher Wiesen (Dörpen) vergleicht, so kann nur festgestellt werden, dass die Natur im Emsland in diesem Fall besser weggekommen ist.
 
 
Pflanzenbestandsaufnahme des Gebietes der geplanten K 27 von 1988
(sog. Nesseburger Wiesen)
 
 
 
RL
 
Sb
Schwanenblume (Butomus umbellatus)
3
 
Ks
Krebsschere (Stratiotes aloides)
3
§
Tw
Tannenwedel (Hippuris vulgaris)
3
 
Tr
Teichrose (Nuphar lutea)
 
§
Wh
Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis)
3
 
WG
Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus)
3
 
FK
Fieberklee ( Menyanthes trifoliata)
2
§
FL
Flachstängeliges Laichkraut (Potamogeton compressus)
3
 
Wf
Wasserfeder (Hottonia palustris)
 
 
SS
Schein-Zypergrassegge (Carex pseudocyperus)
 
 
GS
Graugrüne Sternmiere (Stellaria palustris)
 
 
SW
Saat-Wucherblume (Chrysanthemum segetum)
 
 
 
Rote Liste von Niedersachsen
2   =   stark gefährdet
3   =   gefährdet
§   =   gesetzlich geschützt   (Bundesartenschutzverordnung)
 
Aufnahme: Gruner/Augustin (1988)

Nächste Termine:

19.1.2012 20:00 Uhr
Monatlicher Treff in der
Gaststätte Roskamp
Hauptkanal li. 30

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