Einleitung
Die Naturschutzgruppe Unterems in der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems (BSH) feiert in diesem Jahr 2000 ihr 20-jähriges Bestehen. Gegründet wurde unser Verein um Anwalt der Natur zu sein.
Seit dieser Zeit versuchen wir immer wieder mit wechselndem Erfolg auf Probleme der Natur aufmerksam zu machen, vor allem in den Medien durch Leserbriefe, Berichte, Kommentare und Interviews. Aber auch durch selbst organisierte Naturschutzwochenenden, Aktionen und Demonstrationen (Leher Wiesen, Teststrecke), Erstellen von Broschüren und unserer eigenen Zeitung “Die Brennessel“, deren Erscheinen inzwischen eingestellt wurde und nicht zuletzt durch diese Festschrift machen wir auf Umweltprobleme aufmerksam.
Manchmal hatten wir sehr kurzfristig zu reagieren, z.B. durch die Organisation eines Naturschutzwochenendes in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte (HÖB), als es um Planungen für den Ausbau des Ems-Seitenkanals ging. Bestandserhebungen und eine Fotoausstellung untermauerten die Bedeutung dieses Naturraums für das nördliche Emsland. Aber auch die Folgeprobleme des Baus der Emslandautobahn, die Zubringer wie Rheiderlandstraße/K 27 oder die B 401/K 50 nördlich von Dörpen durch bis dahin fast intakte Naturräume erforderten eine schnelle Reaktion, Organisation und sehr viel Energie, um Schäden zu minimieren.
Sehr wichtig für unser Vereinsleben war die viele Arbeit im „Kleinen“. Ob den Kröten bei deren Wanderung im Frühjahr Hilfen gegeben wurden, unsere Jugendgruppe in Burlage-Bockhorst eine Streuobstwiese angepflanzt hat, viele Vernässungsmaßnahmen in den Mooren geleistet wurden (Krummes Meer, südliche Johann-Bunte-Straße) oder in diesem Jahr eine naturnahe Eichenallee am Schulweg gepflanzt wurde, überall war Energie, Ausdauer und viel Engagement der Mitglieder nötig. Für unsere Finanzen war die regelmäßige Errichtung eines Standes auf dem Stadtfest Papenburg überlebenswichtig. Der Landkreis Leer hat die Arbeit an der Problematik der Osterfeuer durch die Verleihung des Umweltpreises 1996 an die BSH gewürdigt. Ebenfalls gewürdigt wurde die Arbeit der BSH mit der Einladung des Ortsvorsitzenden durch Bundespräsident Roman Herzog zum Neujahrsempfang 1999.
Stellungnahmen zur Mercedes-Teststrecke haben über lange Zeit unserer Naturschutzgruppe sehr viel Arbeit gekostet. Wir hatten durch Wieder-vernässungsmaßnahmen Anfang der 80-iger Jahre auf einem ca. 50 ha großen Moorstück an der Johann-Bunte-Straße die Initialzündung mit vielen im Moor vorkommenden Pflanzen und Tieren geschafft, damit die südlich anschließenden ca. 600 ha großen Flächen, die durch das Nds. Moorschutzprogramm scheinbar gesichert waren, nach der Abtorfung dem Moorschutz sehr schnell hätten zugeführt werden können. Leider kam der Bau der Teststrecke dazwischen.
Stellungnahmen zum Großprojekt der Emsvertiefung haben wir nicht vorgenommen, weil sie unsere Kapazitäten überfordert hätten. Gleichwohl sind wir wegen der Auswirkungen hautnah dran, indem wir zu ortsnahen Natur-veränderungen Stellung nehmen, wie z.B. den großen Spülfeldern im Bereich der Nenndorfer Wiesen. Früher war dieses Gebiet ein El Dorado für Wiesenbrüter. Unser Vorschlag, einen riesigen Berg aufzuspülen und für Freizeitaktivitäten zu nutzen, wurde bisher nicht aufgenommen. Durch die Umsetzung unseres Vorschlages könnte von weiteren Zuspülaktionen im Emstal abgesehen werden.
In der Gemeinde Esterwegen wurde ein Wechsel auf die Zukunft geschaffen. Hier wurden unter der Mithilfe der BSH Potentiale einer naturverträglichen Landschaft erhalten, teilweise sogar verbessert. Den Menschen wird immer mehr klar, dass naturverträgliche Landwirtschaft, Ferien in der Natur, eine Naturschutzstation für das riesige Moorschutzgebietssystem Papenburg - Oldenburg das Angebot für das 21. Jahrhundert sind. In diesem Sinne hat die BSH in den vergangenen 2 Jahrzehnten immer wieder in Esterwegen gearbeitet. Die Potentiale vor Ort haben wir auch durch eine konkrete Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft genutzt, sei es in Esterwegen, den Leher/Dörpener Wiesen oder jetzt im Deichvorland. Ohne Landwirtschaft ist zum Beispiel ein Wiesenvogelschutz nicht zu machen.
Der Schwerpunkt unserer Arbeit lag in der Vergangenheit stärker beim Feuchtwiesen- und Moorschutz, weil dort die Roten Listen die längsten sind. Aber auch der Fließgewässerschutz soll verbessert werden. Vergrößerung der Seitenbereiche der Tunxdorfer Ahe, evtl. sogar die Schaffung eines Wurzelbeetes im Gewässer zur Verbesserung der Wasserqualität sollen angepackt werden.
Unser aktuelles Verhältnis zur Stadt Papenburg ist, mit dem Blick nach vorn, positiv zu bewerten. Die BSH konnte in Zusammenarbeit mit der örtlichen BI gegen die Teststrecke die Planung der Nordtangente nicht verhindern, hofft aber, dass sich die Probleme einer Umgehungsstraße verringern lassen durch den Bau eines naturverträglichen Walles und der Anlage eines sich sukzessiv entwickelnden Waldes mit unterschiedlicher Geländemodulation. Hier arbeiten wir mit der Stadt Papenburg zusammen.
Ebenfalls Hoffnung für die Zukunft bietet die Mitarbeit der BSH in der Stiftung der Stadt Papenburg. Ähnlich wie bei den Leher Wiesen ist hier ein Gremium bestehend aus Mitgliedern der Stadtverwaltung Papenburg, des Landkreises Emsland, der Landwirtschaft, der Firma Bunte und der BSH geschaffen worden, um der Natur zu helfen. Es ist zu hoffen, dass sich hier neue Konzepte entwickeln lassen.
Unsere eigenen Bestandserhebungen in der Region machen deutlich, dass die Natur in den letzten Jahrzehnten auf dem Rückzug ist. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Städte und Dörfer dehnen sich immer weiter aus, immer mehr neue Straßen werden gebaut, Industrie wird großflächig angesiedelt und die Landwirtschaft intensiviert mit Folgen für die Fließgewässer, Feuchtwiesen usw. Noch sind in unserer Region Potentiale in der Natur da, die bewahrt und wieder zum Besseren entwickelt werden können. Hier benötigen wir neue Konzepte der Zusammenarbeit. Wichtig ist für uns, dass in der Bevölkerung ein besseres Verständnis für die Natur entwickelt wird und die Interessen der Natur auch durchgesetzt werden können.
Karl-Heinz Augustin
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